Simone Ketterl

(Bamberg)

Eine «einzige große Verzögerung»
Die Exilliteratur Maria Lazars und ihre Rezeption

[A «single great delay». Maria Lazar’s exile literature and its reception]

abstract. The Austrian novelist, essayist and journalist Maria Lazar (1895-1948), only recently rediscovered, who was a contemporary of Thomas Mann and an acquaintance of Bertolt Brecht, wrote many different types of texts. Considered a promising talent back in Vienna, the reception of her works decreased during Lazar’s years in exile. The following contribution aims to reconstruct the dynamics of her marginalization and takes a closer look at the socially critical dimension of No Right to Live and Die Eingeborenen von Maria Blut [The Natives of Maria Blood].

I

In Anbetracht seiner Erfolglosigkeit als Autor nannte es Robert Musil «“ein rechtes ontologisches Kunststück[,] erst auf seinen Tod warten zu müssen, um leben zu dürfen”»[1]. «Daß in Österreich […] Ruhm […] nicht den lebenden, aber zumindest den toten Künstlern gewiß»[2] sei, ist seither eine viel zitierte und noch öfter ironisierte Formel. Für Frauen scheint sie indes «nur bedingt»[3] bzw. nicht zu gelten. So konstatiert Konstanze Fliedl, «[d]ie Wirkungsgeschichte [und Rezeption] österreichischer Schriftstellerinnen [sei] eine einzige große Verzögerung»[4]; bei einigen bleibe sie, wie Christa Gürtler korrektiv ergänzt, schlichtweg ganz aus[5]. Als Ursache für dieses Phänomen des Zu-Tode-Ignoriert-Werdens[6] führt Gürtler «eine geschlechtsspezifische Variante des Skandals»[7] an. Öffentliche Auseinandersetzung mit Literatur könne nur im öffentlichen Raum stattfinden und dort sei Frauen von wenigen Ausnahmen abgesehen lange Zeit ihr Platz verweigert worden[8]. Mag diese Erklärung auch für die Situation weiblichen Schreibens in der von «patriarchalisch-militaristischen Strukturen»[9] geprägten Habsburger-Monarchie des 19. Jahrhunderts weitgehend greifen, erscheint sie auf das 20. Jahrhundert angewandt nicht vollends zufriedenstellend. Etwa vermag sie nur unzureichend zu erklären, warum die zu ihren Lebzeiten in den Künstler- und Intellektuellenzirkeln der österreichischen Hauptstadt und darüber hinaus bekannte und international vernetzte Journalistin, Essayistin und Schriftstellerin Maria Lazar (1895-1948) trotz ihres Johann Sonnleitner zufolge «sehr bedeutsamen»[10] und vielschichtigen Œuvres in einschlägigen Lexika[11] und selbst in auf Österreich fokussierenden Literaturgeschichten keinerlei Erwähnung findet[12].

Um Gründe für dieses bemerkenswerte Verschwinden ausmachen zu können, sei im Folgenden zunächst die Vita der gebürtigen Wienerin skizziert. Dabei sollen die Bedingungen und, soweit rekonstruierbar, die Rezeption ihres künstlerischen Schaffens in ihrer Heimat und ab 1933 im Exil in Skandinavien beleuchtet werden, danach seien zwei ihrer von Dänemark aus an einen Verlag vermittelten bzw. dort entstandenen Werke näher untersucht. Während andere emigrierte Autorinnen ihrer Generation, wie die nach New York geflohene und heute ebenfalls nahezu vergessene Lili Körber (1897-1982), einen bürgerlichen Beruf annahmen[13], gelang es Lazar mithilfe ihrer mütterlichen Freundin, der in den 1920er-Jahren europaweit hochgeschätzten dänischen Romancière Karin Michaëlis (1872-1950), weiter zu publizieren. Für No Right to Live fand sie zwar keinen deutschsprachigen Verlag mehr, konnte das Prosawerk jedoch in einer gekürzten Version bei Wishart & Co. in London unterbringen. Ähnlich verhielt es sich mit ihrer 1935 in Kopenhagen fertiggestellten Erzählung Die Eingeborenen von Maria Blut. Aus dieser wurde zwei Jahre später, im Februar-Heft 1937, ein Kapitel in der von Bertolt Brecht, Willi Bredel und Lion Feuchtwanger redaktionell verantworteten[14] Moskauer Exilzeitschrift Das Wort abgedruckt[15], 1958 erschien sie schließlich vollständig im Greifenverlag zu Rudolstadt. Zu eruieren ist, wie sich Lazars Texte politisch positionieren, wie sie unter Verwendung unterschiedlicher narrativer Strategien die Nazifizierung des aus der «Konkursmasse Kakaniens geformt[en]»[16] Österreich, in dem Engelbert Dollfuß im Februar 1933 den sogenannten christlichen Ständestaat, de facto ein klerikal-faschistisches Regime, etablierte.

II

Nun aber zuerst einige für Lazars Schriftstellergenese relevante Eckdaten: Maria Lazar wurde am 22. November 1895 im noch kaiserlich-königlichen Wien als jüngstes von acht Kindern in eine wohlhabende, vom Judentum zum Katholizismus konvertierte Familie geboren. Wie den 1958 unter dem Titel Arabesken veröffentlichten autobiografischen Aufzeichnungen ihrer Schwester Auguste Wieghardt-Lazar, einer promovierten Literaturwissenschaftlerin und mit ihrem Erstling Sally Bleistift in Amerika (1935)[17] bekannt gewordenen sozialistischen Jugendbuchautorin[18], zu entnehmen ist, soll Maria bereits als Heranwachsende «in Opposition zum Bürgertum»[19] getreten sein, sich gekonnt spottend von diesem distanziert haben. In ihrer kritischen Haltung bestärkt wurde sie von ihrer Mentorin und lebenslangen Freundin, der progressiv-liberalen Schulleiterin Eugenie Schwarzwald (1872-1940), allenthalben nur “Frau Doktor” oder Genia genannt[20], deren Mädchengymnasium im ersten Gemeindebezirk sie besuchte. Ein zentrales Anliegen der Schwarzwald’schen Reformpädagogik war es, «[d]as Schöpferische im Kinde [zu] fördern, alle Seelenkräfte, alle Denkfähigkeit in ihm zu wecken»[21]. Dieser Prämisse entsprechend legte man in der Schwarzwald-Schule großen Wert auf eine breit gefächerte musische Ausbildung und engagierte dafür heute renommierte, damals umstrittene Lehrer wie Adolf Loos, Jakob Wassermann und Oskar Kokoschka. Letzterer porträtierte Maria Lazar 1916 als Dame mit Papagei.

Zu jener Zeit hatte die Zwanzigjährige mit ersten literarischen Arbeiten von sich reden gemacht. Diese fanden unter anderem die Anerkennung der bereits erwähnten Karin Michaëlis, einem häufigen Gast im Hause ihrer Freundin Genia und einer interessierten Beobachterin der Schwarzwald-Schülerinnen. So verfolgte Michaëlis nicht nur Lazars Debüt als Dichterin, sondern war auch beim ersten Vorsprechen der jungen Helene Weigel (1900-1971) beim damaligen Direktor der Wiener Volksbühne Arthur Rundt zugegen, das sie am 26. Mai 1919 in einem Artikel in der Vossischen Zeitung zu einer großen Talentprobe der stilisierte[22]. Lazar blieb nach ihrer Matura mit Schwarzwald eng verbunden, arbeitete nach einem schnell wieder aufgegebenen Studium der Philosophie und Geschichte, als Lehrerin an ihren Schulen in Wien sowie Semmering und wurde von ihr bei der Suche nach einem Verlag für ihren merklich dem Expressionismus[23] verpflichteten Text Die Vergiftung (1920)[24] unterstützt. Der einen Mutter-Tochter-Konflikt thematisierende Roman wurde dann wiederum von Michaëlis keinem geringeren als Thomas Mann zur Lektüre anempfohlen[25]. Dieser notierte dazu am 17. April 1920 mit der ihm eigenen misogynen Süffisanz in sein Tagebuch:

Ging gestern Abend wieder in den Park, saß zum ersten Mal wieder lesend an einem Baum. Begann mit einem Roman Vergiftung von Maria Lazar, den Karin Michaëlis geschickt, lese aber nicht weiter. Penetranter Weibsgeruch.[26]

Der Mann’schen Beurteilung zum Trotz gelangen Lazar in den Folgejahren neben ihrer journalistischen Tätigkeit für den Wiener Tag weitere Veröffentlichungen – darunter der von Alfred Polgar in der Weltbühne immerhin mit «verhaltene[r] Anerkennung»[27] besprochene Einakter Der Henker (1921)[28].

1923 heiratete Lazar Friedrich Strindberg, den Sohn Frank Wedekinds und Frieda Uhls, der zweiten Frau August Strindbergs. Schwarzwald hieß das offensichtlich nicht gut. In einem auf den 17. Juli 1925 datierten Brief an Michaëlis, der von großer Vertrautheit zwischen den beiden Frauen zeugt, beschreibt sie ihren Aufenthalt am steirischen Grundlsee und äußert sich zu der von Lazar eingegangenen Verbindung:

Auf dem Harthof ist es so schön wie noch nie. […] Die Bevölkerung besteht aus Emmy Heim [Musikpädagogin und Sängerin, S. K.] mit Mann und Kind, Maria Lazar mit Mann, Kind und Kinderpflegerin. Maria lebt vom 1. Mai bis 1. Oktober auf dem Harthof und schreibt, man kann ruhig sagen, ohne Übereilung, an einem Buch. Den jungen Strindberg liebt sie noch immer und läßt sich von ihm in übler Weise beeinflußen. Aber ich hoffe, daß sie ihn bald wegschickt und nur das Kind behält.[29]

Wenig später sollte dieser Wunsch in Erfüllung gehen; die Ehe mit Strind­berg wurde 1927 einvernehmlich geschieden. Sie verschaffte Lazar allerdings einen bleibenden Vorteil: die schwedische Staatsbürgerschaft.

Da das Gros der österreichischen und deutschen Verlage «angesichts des aufsteigenden Nationalsozialismus»[30] und des mittlerweile offen zutage tretenden Antisemitismus den Publikationsvorschlägen jüdischer Schriftsteller – zumal des politisch linken Spektrums – immer ablehnender gegenüberstand[31], bestritt Lazar Ende der 1920er-Jahre ihren Lebensunterhalt eher schlecht als recht mit Übertragungen aus dem Französischen, Englischen und Dänischen[32]. Dass sie ihren Roman Veritas verhext die Stadt (1930) überhaupt noch platzieren konnte, ist einer «raffinierte[n] Taktik»[33] zu verdanken: In Anlehnung an eine mit ihrer Schwester Auguste besuchte Landspitze im äußersten Norden Jütlands[34] kreierte sie das Pseudonym Esther Grenen[35] und führte sich selbst lediglich als deren Übersetzerin an. Um diese «Verschleierung der Autorschaft aufrecht zu erhalten»[36], sprang ihr Michaëlis bei, indem sie den Text binnen einer Woche[37] tatsächlich in dessen angebliche Originalsprache, ins Dänische, übersetzte.

Als sich die politische Lage in Deutschland 1933 nach der Machtergreifung Hitlers drastisch zuspitzte, bat Lazar Michaëlis darum, zusammen mit ihrer Tochter Judith sowie ihrer ehemaligen Mitschülerin Helene Weigel, deren Ehemann Bert Brecht und deren zwei Kindern im Sommer nach Dänemark kommen zu können. Michaëlis reagierte darauf umgehend mit einer Einladung auf die «Insel Thurö südlich von Fünen»[38]. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte sie dort das zusammen mit ihrem damaligen Mann, dem dänischen Dichter Sophus Michaëlis, von einem weitläufigen Grundstück umgebene Haus “Torelore” gekauft, wo sie «geistesarbeiter[n] der verschiedensten kategorien»[39] großzügig Asyl gewährte – bis sie selbst im April 1939 nach einem Besuch bei ihrer Schwester Alma Dahlerup in den USA blieb[40]. Während Weigels respektive Brechts Flucht «unter das [synekdochische] dänische Strohdach»[41] der Svendborger Gedichte gut dokumentiert ist, kann man nur mutmaßen, welchen Weg Lazar nahm. In jedem Fall kam sie nach Hans Henny Jahnn, der am Pfingstsonntag 1933[42] von Michaëlis in Empfang genommen wurde, und vor Brecht, der Thurö Ende Juni 1933 erreichte[43], an. Dass Lazar über Brecht und Weigel Kontakt zu deren Besuchern am Skovsbostrand Nr. 8[44], zu Karl Korsch, Hanns Eisler und Walter Benjamin[45], hatte, ist sehr wahrscheinlich. Dafür spricht auch eine Fotografie, die den Erinnerungen sowie Notaten von Brechts dänischer Mitarbeiterin und Geliebten Ruth Berlau beigegeben ist[46]. Auf ihr sind Karin Michaëlis, Bert Brecht, Helene Weigel, Maria Lazar und Hermann Duncker nebst anderen Teilnehmern eines 1937 veranstalteten Festes abgebildet. Man besuchte sich also, man tauschte sich aus, man war gesellig. Lazars Exilzeit in Dänemark dürfte sich demnach, ohne ihr Schicksal bagatellisieren oder beschönigen zu wollen, verhältnismäßig erträglich gestaltet haben. So konnte sie unentgeltlich bei Michaëlis wohnen, profitierte von deren exzellenter Vernetzung mit Verlagen und Schriftstellerkollegen, publizierte weiterhin, wenngleich in geringerem Umfang, und war nicht isoliert, sondern Teil eines intellektuellen Kreises. Erst 1939, kurz vor der Besetzung Dänemarks durch deutsche Truppen, sah sie sich gezwungen, mit ihrer Tochter nach Schweden zu fliehen[47]. Dort nahm sich Lazar, die an einer unheilbaren Knochenkrankheit litt, 1948 das Leben[48]. Vor ihrem Tod hatte sie noch begonnen, Gedichte zu schreiben. Ein Teil ihrer in Skandinavien entstandenen Werke liegt nicht auf Deutsch vor – etwa der in einer Mischung aus Schwedisch, Dänisch und Deutsch verfasste, von Aage Dons, einem Bekannten von Karin Michaëlis und Genia Schwarzwald, ins Dänische gesetzte Roman Det kom af sig selv.

III

Die nachstehenden Ausführungen widmen sich nun Lazars unter dem Pseudonym Esther Grenen veröffentlichten Romanen No Right to Live (1934) und Die Eingeborenen von Maria Blut (1937/1958): Als Erstes soll der 1934 in einer Übertragung von Gwenda David, nach dem Zweiten Weltkrieg eine der einflussreichsten Literaturagentinnen des Vereinigten Königreichs[49], in den Blick genommen werden. Subsumiert man unter dem Terminus “Exilliteratur” ausschließlich Werke, die vollständig oder zum Großteil im Exil entstanden sind[50], fällt die besagte vor Lazars Dänemark-Aufenthalt noch in Wien vollendete Prosa nicht in diese Kategorie: Dass ich No Right to Live ihr dennoch zuschlagen möchte, hat zweierlei Gründe: Einerseits fanden der gesamte Überarbeitungs- und Publikationsprozess während Lazars Flucht bzw. Exil statt, andererseits erschien der Titel bei Wis­hart & Co., einem sich Anfang der 1930er-Jahre vor allem um die Schriften exilierter Autorinnen und Autoren bemühenden Londoner Verlagshaus. Allein durch seine Aufnahme in das Wishart-Programm wird das Buch, wenngleich nicht direkt als Exilliteratur ausgewiesen, so doch in einen Exilliteratur-Kontext gebracht. Da der «family owned […] publisher»[51] Wishart schon vor seiner Fusion mit Martin Lawrence und der Communist Party Press im Jahr 1936[52] als dezidiert «liberal and anti-fascist»[53] firmierte, dürfen die auf den Schutzumschlag gedruckten Informationen schlagende Kaufsargumente für seine linke Klientel gewesen sein: So heißt es:

But there is more in the book than the story. For Esther Grenen, whose first full-length novel this is – it was to have been published in Germany last Spring but was banned by the Nazis – has a gift for humerous observation and acute character study that will make her readers eager for more.[54]

Zwar ist Lazar, wie wir wissen, nicht die Debütantin, zu der sie Wishart – ob aus mangelnder Kenntnis oder aus marketingstrategischen Erwägungen – macht, richtig ist aber, dass der potenzielle deutsche Verleger nach der von den Nationalsozialisten als “Aktion wider den undeutschen Geist” bezeichneten Maßnahmen im Frühjahr 1933 das Projekt fallen ließ.

Für die Kulturfunktionäre des Hitler-Regimes muss Lazars prima facie als Detektiv- oder Kriminalgeschichte daherkommender Gesellschaftsroman wegen seiner fiktionsinternen Überzeichnung realer politischer Entwicklungen unbequem gewesen sein: Der Protagonist des extradiegetisch-heterodiegetisch erzählten Werks Ernst von Ufermann, ein vom Bankrott bedrohter Berliner Geschäftsmann, kann seinen Flug nach Frankfurt nicht nehmen, weil ihm seine Papiere gestohlen wurden. Da die Maschine abstürzt, wird Ufermann für tot erklärt und seiner Frau Irmgard seine Lebensversicherung ausbezahlt. Statt nach Hause zurückzukehren und den Irrtum umgehend aufzuklären, gerät er nach dem Besuch eines Vorstadtkinos in dubiose Gesellschaft und befindet sich schon kurz darauf unter falschem Namen (Edgar von Schmitt) mit einem geheimnisvollen Päckchen im Vienna Express. In der österreichischen Hauptstadt angekommen, übergibt er dieses an seine Kontaktleute. Bei der Familie eines dieser jungen Männer, Rudi Rameseder, mietet sich Ufermann im Anschluss ein und wird immer mehr in «die verbrecherischen Machenschaften eines nationalsozialistischen Geheimbundes»[55] verwickelt. Ufermanns Versuch, nach einigen Monaten, nach Berlin zu reisen und seine alte Identität wiederzuerlangen, scheitert. Seine Frau, sein ehemaliger Geschäftspartner und sogar seine Mutter erkennen ihn nicht. Sie halten ihn für einen Betrüger respektive einen Verrückten, der von der Causa Ufermann aus der Zeitung erfahren hat und daraus Kapital schlagen möchte. Um das Gegenteil zu beweisen, reist Ufermann in Begleitung eines Detektivs nach Wien – und wird, ehe er dieses Ziel erreichen kann, von den Geheimbündlern ermordet, weil sie fürchten, er sei ein Spion.

In diese durchaus artifizielle histoire integriert Lazar umso authentischer wirkende Figuren unterschiedlicher sozialer Herkunft, lässt sie ihre Sorgen und Nöte angesichts der Depression sowie der damit einhergehenden Inflation und Arbeitslosigkeit äußern. Die fortschreitende politische Spaltung der österreichischen Gesellschaft inszeniert sie besonders eindrücklich als familiären Konflikt und installiert ihren Protagonisten als Beobachter desselben: Während Rudi Rameseder, der Sohn der bürgerlichen, aber massiv von der Verarmung bedrohten Vermieter Ufermanns, sich gänzlich der Sache des nationalsozialistischen Geheimbundes «The Grail»[56] – zu dieser Namensgebung später mehr – verschrieben hat, sympathisiert seine Schwester Christl mit sozialistischen Ideen. Wie konträr die Sichtweisen der beiden sind, zeigt sich, als es zu einem gewaltsamen Übergriff auf die jüdische Studentin Else Frey kommt. Die Szenen, die sich danach vor der Universität abspielen, werden von Ufermann intern fokalisiert:

A troop of students came marching down the road beside the park. Their faces were hazy in the twighlight, their step rang out like soldiers on parade, they shouted together – what was it they were shouting? “Death to the Jews!” […] He [Ufermann, S. K.] was no Jew, he wasn’t even interested, he had never bothered about such things. Death! An ugly word.[57]

Zurück in der Wohnung trifft Ufermann auf eine aufgrund der Abwesenheit ihrer Kinder völlig aufgelöste Frau Rameseder. Diese bittet ihn, Rudi bei seinen Kommilitonen Ferdinand zu suchen. Als Ufermann ihn dort antrifft und ihn fragt, was es mit dem Übergriff auf das Mädchen auf sich habe, antwortet er ungerührt: «Oh, nothing at all. […] [S]he [Else Frey, S. K.] laughed. What business had a Jewish girl to laugh during a lecture of Wehrzahl’s?»[58] Christl hingegen ist schockiert und angewidert von der Gewaltbereitschaft: «She was terribly pale and her lips quivered»[59].

Der von Rudi erwähnte Professor Wehrzahl ist nicht nur irgendein Hochschullehrer, er ist der Vater von Dieter und Lothar, zwei von Rames­eders “Grail”-Kameraden. Lazar zeichnet den jüngeren der Brüder, Lothar, als grotesk-hässlichen Zwerg mit riesigen «positively scarlett earlobes»[60] und somit als Gegenentwurf jener phänotypisch makellosen arturischen Helden, die mit dem Namen des Geheimbundes assoziiert werden könnten[61]. Lazars No Right to Live macht sehr deutlich, dass alle Rituale und Mythisierungen der Mitglieder des Geheimbundes letztlich dazu dienen, ihre Kriminalität zu verbrämen. Am Schluss stellt sich heraus, dass die Taten der Geheimbündler nicht einmal aus ideologischer Überzeugung geschehen, sondern von bloßer Zerstörungswut motiviert sind.

IV

Ähnlich wie No Right to Live funktioniert auch Die Eingeborenen von Maria Blut, wenngleich Lazar dafür ein anderes Setting wählt und es eine Weile dauern wird, bis der Text in seiner Gänze ein Publikum findet. Dies ist freilich einmal mehr der persönlichen Lage der Autorin sowie der politischen Situation in Europa geschuldet:

Nachdem im August 1935 die Sammlung und die Neuen Deutschen Blätter [ihr] Erscheinen hatten einstellen müssen, fehlte der Exilliteratur eine eigene [primär literarische] Zeitschrift. Vorwiegend politisch ausgerichtete Periodika, selbst die am weitesten verbreiteten wie Das Neue Tage-Buch und Die neue Weltbühne, [bot]en trotz ihres kulturellen Teils kein[en] [adäquaten] Ersatz.[62]

Laut dem Publizisten, Schauspieler und Prosaiker Fritz Erpenbeck sollen daher Teilnehmer des Ersten Schriftstellerkongresses zur Verteidigung der Kultur gegen Krieg und Faschismus angeregt haben, ein «repräsentatives Organ für die gesamte Exilliteratur zu gründen»[63]. Dass diese «zunächst völlig utopisch»[64] anmutende Idee umgesetzt werden konnte, ist in erster Linie Michail Kolzow zu verdanken: Der Leiter des aufgrund seines erfolgreichen Unterhaltungssegments äußerst solventen Moskauer Verlagshauses Jourgaz half, den Vorschlag zu realisieren, indem er die nötigen monetären Mittel sowie die technische und logistische Infrastruktur für das «von vornherein defizitäre Unternehmen»[65] bereitstellte. Indem Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger und Willi Bredel, der schon 1936 in der Sowjetunion lebte, als Redakteure für das neugegründete Blatt Das Wort verantwortlich zeichneten[66], erhielt das Projekt zudem das notwendige symbolische Kapital.

Im zweiten Heft der literarischen Monatsschrift konnte Maria Lazar wieder unter ihrem Pseudonym Esther Grenen im Februar 1937 – vermutlich durch die Vermittlung Brechts, ihres Quasinachbarn auf Fünen, – einen Auszug aus ihrem Roman Die Eingeborenen von Maria Blut unterbringen. Dieser Beitrag dürfte ihr neben einer Leserschaft von beachtlicher Größe auch ein vergleichsweise «hohe[s], in Valuta transferierte[s] Honorar»[67] verschafft haben. Da Lazar alias Grenen als einzige Autorin im fünf Texte umfassenden Literaturteil der sich schwerpunktmäßig Georg Büchner und Ludwig Börne widmenden Ausgabe erschien, ist die Aufnahme ihrer Prosa in die Zeitschrift wohl eher als eine Form der Konsekration einzustufen als sie als bloße Gefälligkeit Brechts zu werten ist. Sigurd Paul Scheichl geht in seiner Einschätzung von «Aufnahme oder Nicht-Aufnahme von Zeitgenossen»[68] in Literaturzeitschriften weiter: Seiner Meinung nach könne diese «sehr viel zur kanonischen Geltung oder Nicht-Geltung von Autorinnen und Autoren bei[]tragen»[69]. Diesen Konnex herzustellen, erscheint prinzipiell logisch, ist jedoch anhand des konkreten Falls Maria Lazar nicht bzw. noch nicht zu bestätigen.

Unter dem Titel «Das Jubiläum von Maria Blut»[70], der peritextuell als «Szene aus dem Roman “Die Eingeborenen von Maria Blut”»[71] ausgewiesen wird, ist eine der zentralen Passagen des Lazar’schen Werkes in Das Wort abgedruckt. Da die extradiegetisch-heterodiegetische Erzählinstanz im vorliegenden Modus des extremen showing stark zurücktritt, nähert sich die Prosa der ihren hybriden Charakter hervorhebenden Rubrizierung («Szene»[72]) entsprechend dem Drama an. So tauscht eine Reihe zumeist namenlos bleibender Sprecher ihre Eindrücke vom simultan stattfindenden Festakt zum 700-jährigen Jubiläum des fiktiven oberösterreichischen Wallfahrtsorts Maria Blut aus[73]. Ebenso wie ihr Landsmann Karl Kraus in seinem Opus magnum Die letzten Tage der Menschheit nutzt Maria Lazar in ihrem Roman eine Zitier- und Montagetechnik[74], mithilfe derer sie einerseits die politische Verführbarkeit und Bigotterie ihres Personals exponiert, andererseits die Floskelhaftigkeit seiner Argumente entlarvt. Gemäß der etwas platten Symbolik des dialektal gefärbten Eingangssatzes «Eine Hitz hats heut. Schauen Sie sich den Himmel an»[75] und der Replik, «Wenn der Himmel schon in aller Früh gar so dunkelblau ist, gibt es oft ein Riesendonnerwetter»[76], braut sich etwas über den «Eingeborenen»[77] zusammen. Im Mikrokosmos des konservativen Städtchens, das der «rote[n] Festung»[78] Wien diametral gegenübergestellt wird, findet eine zunächst schleichende, dann ganz offensichtliche Nazifizierung statt.

Indem Die Eingeborenen von Maria Blut unterschiedliche Figuren, den progressiven Arzt Lohmann, den kulturpessimistischen Anwalt Meyer-Löw und die frömmlerische Notburg, in erlebter Rede ohne direkte Wertung durch den Erzähler zu Wort kommen lässt, kreiert der Text ein nahezu alle sozialen Schichten berücksichtigendes Panorama. Die

literarische […] Konstruktion[] de[r] [Provinz] […] fungier[t] [dabei] als Laboratori[um], in und mit de[m] gesellschaftliche Aushandlungsprozesse unter erkenntnistheoretischen und lebenspraktischen Perspektiven vollzogen werden.[79]

Die besondere Relevanz von Religion – neben den Katholizismus tritt das Judentum –, von nostalgischem Monarchismus und von mit Sendungsbewusstsein einhergehenden Nationalismus werden in Lazars Roman als Spezifika der Conditio austriaca in der Übergangsphase von der Ersten Republik zum Ständestaat markiert. Auf sie sei im Folgenden kursorisch eingegangen. Bereits in dem Auszug in Das Wort wird deutlich, dass der christliche Glaube in Die Eingeborenen von Maria Blut weniger als ein das Individuum transzendierendes Gefühl als vielmehr eine Zugehörigkeit stiftende, weil Abgrenzung ermöglichende Quasiideologie gezeichnet wird. Mögen Zuschauer der Prozession vereinzelt Bezüge zum religiösen Ursprung der Feierlichkeit herstellen, ihn im Kirchenjahr verorten[80] oder in Anbetracht des angenehmen Wetters konstatieren, die «Gottesmutter mein[e] es gut mit ihrem Gnadenort»[81], so ist der Großteil doch vor allen Dingen an dessen weltlicher Komponente, am Spektakel, interessiert. Man bewundert die «schönen Kleiderl[]»[82] der Kinder, die «feinen Leut und die Herren der Regierung»[83] sowie «zwei […] alte Schachteln […] mit karierten Mänteln […] bestimmt aus Amerika»[84]. Die fromme Fassade bröckelt vollends, als ein Stadtstreicher während der Ansprache des Abtes, die sich ironischerweise gegen den Sozialismus[85] richtet und «Armut»[86] zur christlichen Tugend schlechthin stilisiert, vertrieben wird. Die Menge stimmt dem Abt zwar zu, handelt gleichzeitig gegen seine Lehren:

Sehr richtig. Sehr richtig. Großartig spricht er [der Abt, S. K.]. Hervorragend. Schauts Euch den frechen Vagabunden an. Der kommt wohl gerad aus dem Straßengraben. Weg da! Gebettelt wird nicht. […] Eine Frechheit, sich so vorzudrängen.[87]

Während man dem Wohnungslosen nicht einmal zugesteht, zu betteln, gönnt man sich selbst «[e]in Vanilleeis»[88], «eine Jubiläumsplakette»[89] oder «eine kleine Festbroschüre»[90].

Dieser Kommerzialisierung bzw. Folklorisierung des Katholizismus entziehen sich zwei von Lazars Charakteren: Gustav Lohmann, ein Mediziner, der, weil er seiner Frau die letzte Ölung verwehrt hat – eine motivische Reminiszenz an Arthur Schnitzlers Professor Bernhardi[91] – in Maria Blut als deren Mörder gilt, und der alte Meyer-Löw, ein jüdischer Jurist, dessen Kanzlei von den Nationalsozialisten attackiert wurde. Statt am Jubiläum teilzunehmen, liefern sie sich eine Schachpartie. Dieses Spiel kann aufgrund seiner strategisch-rationalen Orientierung als Gegenstück zur Festivität, aber auch als uneigentlicher Verweis auf die latenten sozialen Konflikte[92] gelten. Währenddessen tauschen sie sich über ihre politischen Ansichten aus: Dabei stellt sich heraus, beide sind davon überzeugt, «[d]aß die Leute nie gescheiter werden»[93]. Grund für diese Selbstüberhebung haben sie jedoch kaum: So gelingt es Lohmann nicht, die nationalsozialistische Radikalisierung seines Sohnes Adalbert zu verhindern, und Meyer-Löw setzt dem Antisemitismus der «Eingeborenen»[94] seine tiefe Verachtung der “Gojim”, ein jiddisches Pejorativum für alle Nicht-Juden[95], entgegen. Lazars Text führt dieses Gruppendenken ad absurdum, indem er Marischka, die ungarisch-katholische Haushälterin Meyer-Löws, unreflektiert den Sprachduktus ihres Arbeitgebers nachahmend auf die “Gojim” fluchen lässt, zu denen sie selbst gehört.

In summa ist Die Eingeborenen von Maria Blut weniger ein anti-nazistisches als vielmehr ein anti-ideologisches Buch. Dass es 1958 im thüringischen Greifenverlag zu Rudolstadt erscheint[96], passt in das Profil des Hauses, das sich «unter der Führung [sein]es Inhabers und Mitbegründers Karl Dietz»[97] insbesondere um Exilliteratur verdient gemacht hat.[98] Durch die Beigabe einer biografischen Abrisses Lazars oder durch die Auflösung des Pseudonyms Esther Grenen hätte man möglicherweise dem Lesepublikum den Zugang zum Text erleichtert.

V.

Im Falle Maria Lazars scheint sich Konstanze Fliedls eingangs zitiertes Diktum, wonach die Wirkungsgeschichte und Rezeption österreichischer Autorinnen «eine einzige große Verzögerung»[99] sei, zu bewahrheiten. Dass diese Verzögerung bei Lazar mehrere Jahrzehnte gedauert hat, lässt sich zwar zum Teil mit der Exilsituation erklären, zum Teil mit der auch im 20. Jahrhundert noch zu beobachtenden Abwertung weiblichen Schreibens – Stichwort: «[p]enetranter Weibsgeruch»[100] –, zum Teil mit der erst langsam überwundenen Marginalisierung von Literatur, die sich mit dem Austrofaschismus auseinandersetzt, und mit dem relativ frühen Tod der Autorin im Jahr 1948.

Erst kürzlich begann Lazars Integration in den literarischen und literaturwissenschaftlichen Diskurs: So wurden zwei ihrer Romane, Die Vergiftung (2014) und Die Eingeborenen von Maria Blut (2015) jeweils mit einem Nachwort von Johannes Sonnleitner, neu aufgelegt[101], im Wiener Literaturhaus vorgestellt und an prominenter Stelle in Sendungen des ORF diskutiert[102]. Wertet man all das als Indikator eines beginnenden Kanonisierungsprozesses, scheint es um das Werk Lazars nicht so schlecht zu stehen.

Literaturverzeichnis

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Zwischen Avantgarde und literarischer Satire: Zur Wiederentdeckung von Maria Lazar. Auf: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=205&tx_ttnews%5Btt_news%5D=2062&cHash=a06587cb2946c4345e45533a6335c166, Stand: 15.12.2017.  



[1] Zit. in Norbert Christian Wolf: Wie viele Leben hat ein Autor? Zur Wiederkehr des empirischen Autor- und des Werkbegriffs in der neueren Literaturtheorie. In: Detering, Heinrich (Hg.): Autorschaft. Positionen und Revisionen. DFG-Symposion 2001. Stuttgart,Weimar, 2002 (Germanistische Symposien-Berichtsbände, 24), S. 390.

[2] Christa Gürtler und Sigrid Schmid: Vorwort. In: dies. (Hg.): Die bessere Hälfte. Österreichische Literatur von Frauen seit 1848. Salzburg, Wien, 1995, S. 10.

[3] Ebd.

[4] Konstanze Fliedl: Nachwort. In: dies. (Hg.): Österreichische Erzählerinnen. Prosa seit 1945. München, 1995 (dtv, 11982), S. 232.

[5] Christa Gürtler: Zum Paradigma der Frauenliteratur in Österreich. Über die (Un)Möglichkeit der Erregung öffentlicher Aufmerksamkeit. In: Schmidt-Dengler, Wendelin, Johann Sonnleitner und Klaus Zeyringer (Hg.): Konflikte – Skandale – Dichterfehden in der österreichischen Literatur. Berlin, 1995 (Philologische Studien und Quellen, 137), S. 268f.

[6] Ebd., S. 271.

[7] Ebd., S. 272.

[8] Vgl. ebd.

[9] Renate Wall: Vorwort. In: dies.: Verbrannt, verboten, vergessen. Kleines Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1933 bis 1945. Köln, 1988 (Kleine Bibliothek, 510: Frauen), S. 7.

[10] Johann Sonnleitner: Maria Lazar (1895-1948). Ein Portrait. In: Maria Lazar: Die Vergiftung. Hg. v. dems. Wien, 2014, S. 143.

[11] Etwa Andreas B. Kilcher (Hg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart, Weimar, 2012 bzw. Wilhelm Kühlmann (Hg.): Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. Bd. 7. Kräm-Marp. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Darmstadt, 2016.

[12] Vgl. dazu z.B. Wynfrid Kriegleder: Eine kurze Geschichte der Literatur in Österreich. Menschen, Bücher, Institutionen. Wien, 2011.

[13] Vgl. Christa Gürtler und Sigrid Schmid-Bortenschlager: Einleitung. In: dies. (Hg.): Erfolg und Verfolgung. Österreichische Schriftstellerinnen 1918-1945. Fünfzehn Porträts und Texte. Salzburg, 2002, S. 16.

[14] Vgl. Hans-Albert Walter: Deutsche Exilliteratur 1933-1950. Bd. 4.: Exilpresse. Stuttgart, 1978, S. 462.

[15] Esther Grenen [Lazar, Maria]: Das Jubiläum von Maria Blut. In: Das Wort 2 (1937), S. 68-73.

[16] Kriegleder 2011, S. 326.

[17] Mary Macmillan [Wieghardt-Lazar, Auguste]: Sally Bleistift in Amerika. Mit Originalzeichnungen v. Alex Keil. Moskau, Leningrad, 1935.

[18] Wall 1995, S. 113.

[19] Auguste Lazar: Arabesken. Aufzeichnungen aus bewegter Zeit. Berlin, 1958, S. 54.

[20] Vgl. Hans Deichmann: Leben mit provisorischer Genehmigung. Leben, Werk und Exil von Dr. Eugenie Schwarzwald (1872-1940). Eine Chronik v. Hans Deichmann. Berlin, Wien, Mühlheim, 1988, S. 7.

[21] Ebd., S. 47.

[22] Werner Hecht: Helene Weigel. Eine große Frau des 20. Jahrhunderts. Vorwort v. Siegfried Unseld. Frankfurt/M., 2000, S. 139.

[23] Ausführlicher zu Maria Lazar und dem Expressionismus: Johann Sonnleitner: Expressionistische Prosa österreichischer Autorinnen nach 1918. In: Jachimowicz, Aneta (Hg.): Gegen den Kanon – Literatur der Zwischenkriegszeit in Österreich. Frankfurt/M., 2017 (Warschauer Studien zur Kultur- und Literaturwissenschaft, 10), S. 301-314.

[24] Maria Lazar: Die Vergiftung. Leipzig, Wien, 1920.

[25] Vgl. Sonnleitner 2014, S. 163.

[26] Thomas Mann: Tagebücher. 1918-1921. Hg. v. Peter de Mendelssohn. Frankfurt/M., 1979, S. 420. Die wiedergegebene Passage ist ebenfalls zitiert in Sonnleitner 2014, S. 163.

[27] Sonnleitner 2014, S. 149.

[28] Maria Lazar: Der Henker. Ein Akt. München, 1921.

[29] Zit. nach Deichmann 1988, S. 221.

[30] Sonnleitner 2014, S. 150.

[31] Vgl. ebd.

[32] Vgl. Lazar 1958, S. 61.

[33] Sonnleitner 2014, S. 150.

[34] Vgl. Lazar 1958, S. 170.

[35] Vgl. Marion Schmaus: Exil und Geschlechterforschung. In: Bannasch, Bettina und Gerhild Rochus (Hg.): Handbuch der deutschsprachigen Exilliteratur. Von Heinrich Heine bis Herta Müller. Berlin, 2013 (De Gruyter handbook), S. 137.

[36] Sonnleitner 2014, S. 151.

[37] Vgl. Birgit S. Niesen: Die Freundschaft Bert Brechts und Helene Weigels mit Karin Michaëlis. Eine literarisch-menschliche Beziehung im Exil. In: Böhne, Edith und Wolfgang Motzkau-Valeton (Hg.): Die Künste und die Wissenschaften im Exil 1933-1945. Gerlingen, 1992, S. 75.

[38] Ebd., S. 71.

[39] Harald Engberg: Brecht auf Fünen. Exil in Dänemark 1933-1939. Aus dem Dänischen v. Heinz Kulas. Wuppertal, 1974, S. 9.

[40] Vgl. Nielsen 1992, S. 86.

[41] Bertolt Brecht: Unterm dänischen Strohdach. Sein Exil in Skandinavien 1933-1941. Frankfurt/M., 1994 (Edition Suhrkamp, 1834, NF 834), S. 24.

[42] Vgl. Nielsen, 1992, S. 78f.

[43] Engberg 1974, S. 9.

[44] Vgl. Günter Berg und Wolfgang Jeske: Bertolt Brecht. Stuttgart, Weimar, 1998 (Sammlung Metzler, 310), S. 30.

[45] Vgl. Nielsen 1992, S. 84.

[46] Vgl. Ruth Berlau: Brechts Lai-Tu. Erinnerungen und Notate. 2. Auflage. Hg. und mit einem Nachwort v. Hans Bunge. Darmstadt, Neuwied, 1985, S. 131.

[47] Vgl. Wall 1995, S. 115.

[48] Vgl. ebd.

[49] Vgl. Peter Carson: Gwenda David. Literary agent and talent scout for The Viking Press. Auf: LINK, Stand: 15.12.2017.

[50] Vgl. Heike Gfrereis (Hg.): Grundbegriffe der Literaturwissenschaft. Stuttgart, Weimar, 1999 (Sammlung Metzler, 320), S. 58.

[51] Vgl. Lawrence & Wishart. Independent Radical Publishing. About us. History. Auf: LINK, Stand: 15.12.2017.

[52] Vgl. ebd.

[53] Vgl. ebd.

[54] Esther Grenen [Lazar, Maria]: No Right to Live. Translated by Gwenda David. London, 1934, Schutzumschlag.

[55] Sonnleitner 2014, S. 154.

[56] Grenen 1934, S. 118.

[57] Ebd., S. 153.

[58] Ebd., S. 162.

[59] Ebd., S. 162f.

[60] Ebd., S. 123.

[61] Vgl. Volker Mertens: [Art.] Artusepik. In: Weimar, Klaus (Hg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Bd. 1. A-G. 3., von Grund auf neu erarbeitete Auflage. Berlin, New York, 2007, S. 153-156.

[62] Walter 1978, S. 461.

[63] Ebd.

[64] Ebd.

[65] Ebd.

[66] Vgl. ebd., S. 462.

[67] Ebd.

[68] Sigurd Paul Scheichl: Literaturzeitschriften, Kulturpolitik und Kanonbildung in Österreich, 1933 bis 1965. In: Temeswarer Beiträge zur Germanistik 10 (2013), S. 119.

[69] Ebd.

[70] Grenen 1937, S. 68.

[71] Ebd.

[72] Ebd.

[73] Den Wallfahrtsort als Mikrokosmos, an dem Bigotterie und Doppelmoral zutage treten, nutzt auch das Romanfragment Katzenmusik von Lazars Landsmann und Zeitgenossen Gerhard Fritsch. Vgl. hierzu Gerhard Fritsch: Katzenmusik. Mit einem Nachwort v. Robert Menasse. Frankfurt/M., 2006 (Suhrkamp Taschenbuch, 3780).

[74] Vgl. Barbara L. Surowska: Apokalyptische Visionen in Karl Kraus’ «Die letzten Tage der Menschheit». In: dies.: Von überspannten Ideen zum politischen Appell. 25 Essays zur deutschen Literatur. Warschau, 2006, S. 255-266.

[75] Grenen 1937, S. 68.

[76] Ebd.

[77] Das «Riesendonnerwetter» (Grenen 1937, S. 68) verhindert letztlich, dass die brennende Konservenfabrik den Rest der Stadt entflammt.

[78] Grenen 1958, S. 135.

[79] Werner Nell und Marc Weiland: Imaginationsraum Dorf. Dorfbilder: Tradition, Imagination, Lebenswelt. In: dies. (Hg.): Imaginäre Dörfer. Zur Wiederkehr des Dörflichen in Literatur, Film und Lebenswelt. Bielefeld, 2014 (Rurale Topografien, 1), S. 20.

[80] Grenen 1937, S. 68.

[81] Ebd.

[82] Ebd., S. 69.

[83] Ebd., S. 68.

[84] Ebd.

[85] Ebd., S. 72.

[86] Ebd.

[87] Ebd.

[88] Ebd., S. 70.

[89] Ebd.

[90] Ebd.

[91] Vgl. Arthur Schnitzler: Professor Bernhardi. In: ders.: Meisterdramen. Sonderausgabe. Frankfurt/M., 1971, S. 383-387.

[92] Vgl. Dietmar Peil: [Art.] Schach. In: Butzer, Günter und Joachim Jacob (Hg.): Metzler Lexikon literarischer Symbole. Stuttgart, Weimar, 2008, S. 316.

[93] Grenen 1958, S. 183.

[94] Ebd., Titel.

[95] Vgl. Salcia Landmann: Jiddisch. Das Abenteuer einer Sprache. Mit kleinem Lexikon jiddischer Wörter und Redensarten sowie jiddischer Anekdoten. Ungekürzte Ausgabe. Frankfurt/M., Berlin, 1992 (Ullstein Buch, 34994: Ullstein-Sachbuch), S. 166-167.

[96] Esther Grenen [Lazar, Maria]: Die Eingeborenen von Maria Blut. Rudolstadt, 1958.

[97] Carsten Wurm: Die Geschichte des Greifenverlages zu Rudolstadt. In: ders., Jens Henkel und Gabriele Ballon: Der Greifenverlag zu Rudolstadt 1919-1993. Verlagsgeschichte und Bibliographie. Wiesbaden, 2001 (Veröffentlichungen des Leipziger Arbeitskreises zur Geschichte des Buchwesens / Schriften und Zeugnisse zur Buchgeschichte, 15), S. 11.

[98] Vgl. ebd.

[99] Fliedl 1995, S. 232.

[100] Mann 1979, S. 420.

[101] Vgl. Lazar 2014 und Maria Lazar: Die Eingeborenen von Maria Blut. Hg. v. Johann Sonnleitner. Wien, 2015.

[102] Vgl. Zwischen Avantgarde und literarischer Satire: Zur Wiederentdeckung von Maria Lazar. Auf: LINK, Stand: 15.12.2017.