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Cornelius Mitterer

(Wien)

Demütigungserzählungen in autobiographischen Texten
Ein Vergleich zwischen Alfons Petzolds «Das rauhe Leben» (1920)
und Christian Barons «Ein Mann seiner Klasse» (2020)

[Narratives of Humiliation in Autobiographical Texts
A Comparison between Alfons Petzold’s «Das rauhe Leben» (1920)
and Christian Baron’s «Ein Mann seiner Klasse» (2020)
]

abstract. This paper delves into autobiographical texts, uncovering thematic and narrative parallels, with a keen focus on the depiction of humiliations in Das rauhe Leben [The Rough Life] by Alfons Petzold and Ein Mann seiner Klasse [A Man of his Class] by Christian Baron. It posits humiliation as both excluding and order-establishing, yet also catalyzing resistance to societal exclusion. Following a theoretical examination of humiliation, the study scrutinizes how it shapes the autobiographical narratives, analyzing narrative techniques, its impact on plot and character, spatial significance, and associated discourses.

Einleitung: Textähnlichkeiten im Abstand von einhundert Jahren

Der Beitrag behandelt zwei Texte, die im Abstand von einhundert Jahren veröffentlicht wurden und eine bemerkenswert ähnliche Geschichte erzählen. Aus der Ich-Perspektive schildern die Autoren Alfons Petzold (1882-1923) und Christian Baron (*1985) ihren jeweiligen Lebenslauf, der sie aus widrigen sozialen Verhältnissen herausführte und im künstlerischen bzw. publizistischen Feld fußfassen ließ.

Petzold, der nach dem Ableben des lange Zeit schwerkranken Vaters in ärmlichen Verhältnissen lebte und zeitweise sogar in der Wiener Kanalisation Obdach suchen musste, reüssierte ab 1910 als Lyriker. Drei Jahre vor seinem Tod erschien mit der hier behandelten Autobiographie Das rauhe Leben (1920) Petzolds wohl erfolgreichstes Buch, in dem er selbstkritisch unter anderem die jugendliche Begeisterung für die deutschnationale Tendenz in der österreichischen Sozialdemokratie und seine Faszination für den antisemitischen Politiker Karl Lueger reflektiert. Auch wegen der posthumen Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten geriet Petzold nach 1945 weitestgehend in Vergessenheit[1].

Der in Kaiserslautern geborene Journalist und Soziologe Christian Baron zählt seit der Veröffentlichung von Ein Mann seiner Klasse (2020) hingegen zu den bekannteren Gegenwartsautoren. Sein Erinnerungsbuch knüpft an ein Genre an, das von der französischen Literatur und Soziologie beeinflusst ist und im deutschsprachigen Raum ebenfalls zunehmend große Resonanz erfährt: die Autosoziobiographie[2].

Beide Texte weisen inhaltlich-thematische, motivische sowie erzähltechnische Ähnlichkeiten auf, die im Folgenden näher untersucht werden sollen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Emotionen. Neben Zorn, Liebe und Scham kommt vor allem der Demütigung in beiden Büchern eine entscheidende Funktion zu; als Regulativ, Sanktion oder Ordnungsruf der Macht findet sie in der privaten wie öffentlichen Sphäre sowie zwischen Einzelpersonen und in Gruppengefügen statt. Dabei vermag sie sowohl destruktive als auch konstruktiv-produktive Prozesse auszulösen. Demütigende Handlungen haben laut Ute Freverts Definition das Ziel, Menschen aus einer Gemeinschaft existentiell auszuschließen, können bei den Gedemütigten jedoch auch starke Gegenreaktionen hervorrufen, und so entstehen womöglich andere Ordnungen bzw. Gegenentwürfe, die sich dem Ordnungsruf der demütigenden Akteure subversiv widersetzen.

Nach einer theoretischen Vertiefung des Phänomens der Demütigung widmet sich die Untersuchung der Frage, wie Herabwürdigungen in den hier behandelten Texten dargestellt werden. Textimmanent wird analysiert, welche Stilmittel und erzähltechnischen Verfahren zur Anwendung kommen, inwiefern Demütigung auf die Handlung und Figurendarstellung Einfluss nimmt, welche Bedeutung Orte bzw. Räume in diesem Kontext haben, und welche Themen, Motive oder Diskurse mit den literarisch dargestellten Demütigungen verknüpft sind.

Theorie der Demütigung

Einschlägige Wörterbücher definieren Demütigung als tiefe Kränkung, Herabwürdigung oder Erniedrigung[3]. Hilfreich für eine genauere Definition dieser Gefühlslage ist die antithetische Herangehensweise an den Begriff, welche zugleich seine gesellschaftspolitische Dimension offenbart. So verfährt etwa der israelische Philosoph Avishai Margalit, der in seinem Buch Politik der Würde das Konzept von der «anständigen Gesellschaft» entwirft, die auf dem Prinzip der Nicht-Demütigung beruht. Würde und Demütigung bedingen sich nach seinem Ansatz ex negativo: Würde verschwindet, sobald Demütigung zutage tritt und umgekehrt. Margalit versteht als Demütigung «alle Verhaltensformen und Verhältnisse, die einer Person einen rationalen Grund geben, sich in ihrer Selbstachtung verletzt zu sehen»[4]. Die «anständige Gesellschaft» sei dann gegeben, wenn «niemand herabgesetzt und gedemütigt wird»[5].

In kritischer Auseinandersetzung mit Margalit verweist der Jurist Eric Hilgendorf auf die Ambivalenz von Demütigung[6]. Ein objektiver, rationaler Grund für die verletzte Selbstachtung sei nicht immer eindeutig festzulegen. Demütigung unterliege einer subjektiven Wahrnehmung und ihre Intensität werde von Person zu Person ganz unterschiedlich aufgefasst[7]. Zwar trifft dieser Befund auf alle Emotionen zu: Zorn, Angst und Glück sind zutiefst individuelle Empfindungen und je nach Person oder Situation unterschiedlich stark ausgeprägt. Demütigung spielt allerdings im Hinblick auf das Rechtssystem eine wesentliche Rolle und verlangt deshalb nach eindeutigen Kriterien. Unter Berufung auf das Beleidigungsstrafrecht kann Demütigung zur Klage führen und einen Gerichtsprozess auslösen, wodurch der Anspruch in den Rechtswissenschaften besteht, sie so genau wie möglich zu definieren. Objektive, allgemeingültige Maßstäbe sind aufgrund des oft subjektiven Charakters von Demütigungen jedoch nur schwerlich anzulegen[8]. Hinzu kommt, dass gerichtlich verfügte Strafen selbst Scham auslösen können (und sollen), wie etwa das Beispiel der ‘shame sanctionʼ in der US-amerikanischen Justiz zeigt.

Von Interesse für die vorliegende Untersuchung ist im Rahmen der Rechtsdiskurse die Erkenntnis, dass Demütigung – auch wenn sie strukturell erfolgt – subjektiv wahrgenommen wird und ihre Einschätzung von außen nicht immer leicht fällt. Rüdiger Campe und Julia Weber bezeichnen diese den Emotionen zugrundeliegende Ambivalenz als Dichotomie zwischen dem Inneren und dem Äußeren[9]. Autobiographische Texte verhandeln Demütigungsdiskurse womöglich auch deshalb relativ häufig, weil Innerlichkeit und Selbstbefragung zu den Wesensmerkmalen dieses egodokumentarischen Genres zählen.

In Anlehnung an Margalits Definition von Demütigung als Kehrseite der Würde legte Ute Frevert eine historische Untersuchung zum Thema mit dem Titel Die Politik der Demütigung vor. Darin führt die Autorin aus:

Vorstellungen von Ehre und Würde spielen eine entscheidende und häufig übersehene oder unterschätzte Rolle. Was Menschen darunter verstehen, verändert sich mit der Zeit und mit den ‘Umständen’.[10]

Mit Blick auf menschheitsgeschichtlich sich wiederholende Beschämungsaktionen bzw. Demütigungspraktiken kommt Frevert zu dem Schluss, diese «schöpfen alle aus einem offenbar weltweit vorhandenen Reservoir machtvoller Praktiken und Zeichen, die einander erstaunlich ähneln»[11]. In ständischen Ordnungen mit ausgeprägten kollektiven Bindungsverhältnissen gebe es vielfältigere Beschämungspraktiken, allerdings sind auch Personen in individualistisch geprägten Gesellschaften durchaus empfänglich für Scham und Beschämung[12].

Nicht immer eindeutig voneinander zu unterscheiden sind die Begriffe Demütigung und Beschämung. Beide Formen demonstrieren Macht und entfalten ihre Kraft auf Basis des öffentlichen Blicks. Die Anwesenheit beobachtender Dritter und ihre Zeugenschaft sind von entscheidender Relevanz für Praktiken der Demütigung bzw. Beschämung:

Stets findet das Drama von Macht und Ohnmacht, Scham und Schan­de, Täter und Opfer auf öffentlichen Schauplätzen statt. Das Publikum kann der Beschämung zustimmen und sie verschärfen. Es kann sich aber auch verweigern. Machtverhältnisse lassen sich umkehren, die Beschämenden werden ihrerseits beschämt. […] Zu einer veritablen Demütigung oder Beschämung gehören ein öffentlicher Schauplatz und ein Publikum, das eine tragende und tätige Rolle einnimmt».[13]

Für eine Gesellschaft oder Gruppe, die Demütigungen ausübt, muss viel auf dem Spiel stehen, nicht nur Privates, sondern «die Verletzung einer Norm»[14], die einem Kollektiv wichtig erscheint. Die öffentliche Herabwürdigung habe den Zweck, jemanden symbolisch aus einer Gruppe auszuschließen und somit abzustrafen. Entscheidend sei das Ziel, diese Personen nach erfolgter Buße wieder gesellschaftlich zu reintegrieren. Hier setzt Frevert den Unterscheid zwischen Beschämung und Demütigung an. Denn während die Rückkehr in die Gesellschaft im Falle der Beschämung möglich bleibt, zielt Demütigung auf die Zurschaustellung von Macht, die Bloßstellung der Ohnmacht und auf eine definitive Exklusion der Beschämten ab. Im äußersten Fall beabsichtigt sie gar ihre physische Vernichtung.

Am Beispiel des Rassismus unterscheidet Frevert Beschämung und Demütigung:

Beschämung schließt unmittelbar an eine für ein Kollektiv oder eine Institution verbindliche Verhaltensnorm an und wird intern vollzogen. Demütigung hingegen findet von innen nach außen statt: Wir sind wir, du bist anders und weniger wert. Wer einen Menschen aufgrund seiner ethnischen Zugehörigkeit erniedrigt, verspottet und verächtlich macht, ist auf Abschottung und Ausgrenzung bedacht.[15]

Nicht die ethnische Herkunft, sondern die Klassenzugehörigkeit führt in den hier behandelten Texten zu Abwertung und demütigenden Ausschlussmechanismen, wie zu sehen sein wird.

Praktiken der Beschämung sind also – zusammengefasst – Sanktionen, die aufgrund von Verstößen gegen eine allgemeingültig anerkannte Norm durchgeführt werden. Nach der Beschämung besteht die Möglichkeit der Reintegration in die Gemeinschaft. Im Zentrum steht eine Handlung, die Sanktionen ausgelöst hat, nicht der Mensch[16]. Demütigung erfolgt hingegen als Machtdemonstration auf Basis der Ohnmacht des Gedemütigten zu Zwecken des Ausschlusses bzw. der körperlichen Auslöschung. Wenn Demütigung ritualisiert nach «Skript» verläuft, mehrere Akteure an unterschiedlichen Schauplätzen daran teilnehmen, dann handelt es sich um «Demütigung als Politik»[17]. Das wohl eindringlichste Beispiel hierfür liefert die strukturelle Demütigung von Jüdinnen und Juden durch die Nationalsozialisten, die im Holocaust gipfelte. Eine wesentliche Rolle spielen für die Politik der Demütigung die Medien, in unserer Zeit vor allem Social Media, die eine sehr viel größere Öffentlichkeit erreichen und damit den Effekt der Demütigung verstärken können[18].

Die ausschlaggebende Rolle des öffentlichen Blicks (und die der Medien) lässt sich anhand der sogenannten Dreyfus-Affäre erläutern: Die Dreyfus-Affäre war ein politischer Skandal in Frankreich Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, bei dem der jüdische Offizier Alfred Dreyfus zu Unrecht der Spionage angeklagt und verurteilt wurde, was zu einer intensiven Debatte über Antisemitismus, Justizirrtümer und politische Korruption führte. Der Wiener Schriftsteller, Journalist und Publizist Theodor Herzl wohnte als Korrespondent der Neuen Freien Presse in Paris dem Prozess bei. Die Erfahrungen, die er dabei machte, regten die Entstehung seines zionistischen Programms an, wie der österreichische Schriftsteller und Kritiker Raoul Auernheimer, ein Verwandter Herzls, in seiner Autobiographie festhält:

Dieses Erlebnis hatte zwei weltgeschichtliche Folgen. Es entsproß ihm der neueuropäische Antisemitismus, aus dem ein Vierteljahrhundert später der Giftbaum des Nazismus erblühte; aber auch die selbstbewußte Abwehr des Judentums, der Zionismus, geht auf diese Menschheitserfahrung zurück. Und Theodor Herzl, ein Idealist von hohen Graden auch in seinen elegant geschriebenen Tagesartikeln, wurde sein Prophet. Noch ehe Dreyfus auf der Teufelsinsel angelangt war, hatte der Zeuge seiner Erniedrigung eine Schrift in die Welt gesendet, in der er das Programm des Zionismus und ‘eine völkerrechtlich gesicherte Wohnstätte für die Juden in Palästina’ verlangte.[19]

Was Auernheimer, der 1948 im amerikanischen Exil verstarb, nicht mehr erlebte, waren noch im selben Jahr seines Todes die Gründung des Staates Israel und die Verabschiedung der Menschenrechtserklärung mit dem bekannten Artikel 1: «Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren […]»[20]. Beide Ereignisse gehen auf abgrundtiefe Demütigungspraktiken und millionenfachen Massenmord zurück.

Was weiß nun aber die autobiographische Literatur über Demütigung zu sagen, wie wird sie erzählt?

Christian Baron: «Ein Mann seiner Klasse»

Wenden wir uns zunächst der Frage nach der erzählerischen Ordnung in Christian Barons Ein Mann seiner Klasse zu. Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von circa drei Jahrzehnten, wobei in der Rückschau vor allem die Kindheits- und Jugendjahre des Erzählers in den 1990er und frühen 2000er Jahren fokussiert werden. Einmontiert in die chronologisch rekonstruierten Erinnerungen sind immer wieder auch Sequenzen aus der Erwachsenenzeit des erzählenden Protagonisten, seine Gespräche mit noch lebenden Familienmitgliedern sowie allgemeine politische Reflexionen.

Es überwiegt die autodiegetische Erzählposition: Der Erzähler ist zugleich Teil und Hauptfigur der Handlung, so dass eine besondere Nähe zu den Lesenden entsteht. Zumeist liegt eine interne, auf den erzählenden Protagonisten fixierte Fokalisierung vor, die zu einer externen Fokalisierung in Szenen wechselt, die der Autor als Erzähler nicht miterlebt haben konnte, weil sie sich vor seiner Geburt zugetragen haben. So werden etwa Dialoge zwischen Vater und Mutter vor seiner Lebenszeit aus der Außensicht perspektiviert.

Diese zumeist auf Innerlichkeit ausgerichtete Erzählweise entspricht der nach Emotionen geordneten Struktur des Textes. Im Theorieteil dieses Beitrags wurde auseinandergesetzt, dass Gefühle wie Demütigung einer subjektiven Wahrnehmung unterliegen. In Barons Text stellt Demütigung so etwas wie ein permanentes Hintergrundrauschen dar; wie bei einer Magnetnadel sind die Beziehungen und Handlungen der Figuren permanent auf demütigende Erlebnisse ausgerichtet. Die den Kapiteln vorangestellten Emotionen resultieren aus dieser das Leben des Protagonisten überschattenden, inkorporierten Gefühlslage. In elf Kapiteln erzählt der Text eine emotionale Achterbahnfahrt aus Zorn, Scham, Hoffnung und Zweifel. Dabei verfolgt Ein Mann seiner Klasse einen einfachen, empfindsamen Stil, schildert zutiefst persönliche, oft grausame Erlebnisse, aber auch Momente der Nähe und des familiären Zusammenhalts.

Dass der Journalist Christian Baron kein Sachbuch über Klassismus und herkunftsbedingte Ungleichheit verfasste, sondern einen mitunter romanhaften, hochemotionalen und selbstbiografischen Erinnerungstext, hängt mit einer intendierten Wirkungsabsicht zusammen: Mitgefühl und ein Bewusstsein für die prekäre Situation einer oft vergessenen Schicht werden dadurch erzeugt. Durch seine zugängliche Sprache vermittelt der Text Authentizität. Zudem wird dadurch womöglich eine sozialinklusive Intention verfolgt, indem lesefernere Schichten adressiert werden, die den Bildungsübertritt nicht oder noch nicht vollzogen haben. Entgegen der gesellschaftlich-institutionellen Ordnung, von der die Familie des Erzählers entweder sanktioniert oder ausgeschlossen wird, verschafft der Text sich und seinem Anliegen im Sinne von Jaques Rancière Gehör[21].

Klassismus in Schule und staatlicher Fürsorge

Repräsentanten des staatlichen Systems, von denen mitunter starke Demütigungen ausgehen oder in deren Umfeld sie sich zutragen, kommen aus den Bereichen Schule, Jugendamt und Arbeitsamt. Gleich zu Beginn verweist der Erzähler auf wiederkehrende, institutionalisierte Ausschlussmechanismen, mit denen Vertreter*innen seiner Klasse von Klein an konfrontiert sind. Nur zufällig sei er «nicht frühzeitig aus dem Bildungssystem eliminiert»[22] worden.

Dass Armut, Ungleichheit und Diskriminierung in aller Regel weitervererbt werden, zählt zu den Grundaussagen von Barons Autosoziobiographie. Der Text macht dies anhand der Parallelsetzung von Christians Schulbiografie mit der von seiner Mutter deutlich, die insgeheim Dichterin werden wollte. Nicht weniger begabt, nicht weniger ehrgeizig und bildungsaffin als deren Sohn sei die Mutter gewesen, nur habe es ihr an der richtigen Unterstützung gefehlt, wie im Kapitel mit der bezeichnenden Überschrift «Glück» ausgeführt wird.

Zu den erzählerischen Mitteln des Textes gehört die Veranschaulichung systemischer Probleme anhand der Übertragung auf bisweilen literarisch anmutende Figuren wie den maliziösen, desillusionierten Lehrer der Mutter, Rudi Renninger. Um sich «aufheitern» zu lassen, trägt er ihr auf, ein selbstverfasstes Gedicht laut vorzulesen. Anschließend folgt die Demütigung vor der Klasse:

Eigentlich setzte Rudi Renninger nur selten Wirkungspausen ein. In diesem Fall aber sah er meine Mutter mit bemüht neutralem Blick an, sie zitterte mehr denn je, er erhob sich und ging im Raum umher, sie spürte das Klappern ihrer Zähne, er blickte aus dem Fenster und atmete hörbar ein und hörbar aus, sie stand noch immer da, umringt von gehässigen Grimassen, Rudi Renninger drehte sich um, hob beide Arme, als sei er der besiegte Böse in einem Western, ehe er plötzlich losprustete, und mit ihm brach das gesamte Klassenzimmer in Gelächter aus.[23]

Wegen dieser Demütigung, das Wort wird kurz darauf verwendet, habe die Mutter den Literatenkreis «Waldgeister», dem sie als Jugendliche angehörte, verlassen und fortan keinerlei Selbstvertrauen mehr besessen. Anhand solcher Passagen werden die fiktionalen Anteile in dieser Autosoziobiographie deutlich. Es ist unwahrscheinlich, dass Christian Baron das Schulerlebnis seiner Mutter, die an Krebs starb, als er zehn Jahre alt war, im Detail kennt. Hinzu kommt an dieser Stelle im Text ein Fokalisierungswechsel auf den Lehrer, über den in erlebter Rede berichtet wird, dass er lieber «noch mal nach Stalingrad aufgebrochen [wäre], als auch nur einen Tag an dieser neuartigen Anstalt für Sozialromantiker zu verbringen»[24]. Gemeint ist die Integrierte Gesamtschule, die der Erzähler ebenfalls besuchen wird. Hier zeigt sich ein wesentliches Merkmal des Genres, das durchaus zu Irritationen führen kann, weil das Authentizitätsversprechen autobiographischer Texte nicht ganz eingehalten wird. Der Erzähler schildert mit literarischen Mitteln in einem als Autobiographie markierten Text eine Begebenheit, die sich so zugetragen haben könnte, aber außerhalb seines Erlebensbereichs stattgefunden hat. Entscheidend ist aber die anhand solcher Szenen vermittelte Botschaft, nicht die exakte Nachprüfbarkeit des Vorgefallenen. Zu diskutieren wäre immerhin, ob die stereotype Schilderung des Lehrers diesen Zweck nicht ein Stück weit unterläuft.

Ähnlich stereotyp sind die Mitarbeiter*innen im Jugendamt gezeichnet; vor ihrer Bürotür hören die Kinder und Tante Juli, die nach dem Tod ihrer Schwester und dem Verschwinden des Vaters das Sorgerecht übernommen hat, sie seien eine «ganz spezielle Sippschaft» und «Edelbrut», der «Sozialhilfe-Adel» unter den Empfänger*innen und «Assis», die morgens nicht aus dem Bett kämen und deshalb möglichst frühe Termine aufgedrückt bekommen müssen[25]. Stereotype überzeichnen einen Sachverhalt oder Personen und reduzieren sie auf ausgewählte Merkmale, um diese anschaulich, verständlich oder auch lächerlich zu machen. Indem die Mitarbeiter*innen vom Jugendamt als herzlos lästernde Bürokraten dargestellt werden, verfährt der Text mit den Mitteln fiktionaler Überzeichnung. Dass sich die Szene im Amt vielleicht nicht so zugetragen hat, mag angesichts der allzu oft gehörten Abwertungen als literarische Freiheit ausgelegt werden.

Von einer staatlichen Institution ausgehende Demütigungen wären für die Familie des Erzählers vor allem bei Bezug von Sozialhilfeleistungen zu erwarten gewesen. Als der Vater aufgrund eines Diebstahls von der Transportfirma, bei der er als Möbelpacker arbeitet, fristlos entlassen wird, weigert er sich wohl aus diesem Grund, Unterstützung zu beantragen. Die daraus resultierende Schande wäre, so wie Ute Frevert es schildert, von außen gekommen: «Was wäre das für eine Blamage gewesen, wenn sie meinen Vater im Amt gesehen hätten, mit Wartenummer und Arbeitslosenschnute und gesenktem Kopf». Bezeichnend ist die an derselben Stelle in erlebter Rede formulierte Abgrenzung nach unten, vor allem von Personen mit Migrationshintergrund. Der Vater des Erzählers

wollte sich doch nicht einreihen in die Riege jener Kaffer und Kanaken, die vom Sozialstaat abstaubten, was abzustauben war! So lief das nicht. Nicht für ihn, der sein Lebtag gearbeitet und kaum mal einen Tag krankgefeiert hatte. Auch meine Mutter wollte nicht, dass unsere Schande nach draußen drang. Wer nicht arbeite, der solle auch nicht essen.[26]

So kommt es, dass Christian den traumatischen Unterschied erfahren muss zwischen Hunger haben und hungern, so dass er eines Tages den Schimmel von der Kinderzimmerwand kratzt und verspeist.

Orte und Räume des Wohnens bezeugen in höchstem Maße soziale Unterschiede. Den Vater des Erzählers erfüllt es mit Stolz, nicht im absoluten sozialen Brennpunkt Kaiserslauterns zu leben, dem scheinbar berüchtigten Kalkofen. Ihm war es wichtig, bei Ämtern und in der Schule diese peinliche Adresse nie angeben zu müssen, denn «wenn die Leute erfuhren, jemand wohne am Kalkofen, dann dachten sie sich ihren Teil so demonstrativ, dass einem die beschämenden Blicke nicht entgehen konnten»[27]. Nichtsdestotrotz wuchs der Erzähler ebenfalls in einem Sozialbau auf, der, zusammen mit seinen Bewohner*innen, dem Blickregime von Politik und bessersituierter Nachbarschaft unterworfen war. Wieder zeigt sich der Bannstrahl des Vergessens, Verdrängens oder Mundtotmachens, der auf weniger privilegierten, von Armut betroffenen Menschen lastet und der Demütigung zum Dauerzustand werden lässt:

Die Politik hatte die hier Lebenden weniger vergessen als verdrängt. Mit Argusaugen wachten hingegen die Bewohner der kleinbürgerlichen Wohneinheiten ringsum über die Menschen aus der Berliner Straße, denen sie nichts Gutes zutrauten und die sie unschwer zu erkennen glaubten, an ihren verschlagenen Blicken und ihren über Generationen hinweg vererbten Sozialhilfekörpern.[28]

Ingeborg Bachmann, die Demütigungspraktiken häufig literarisch verarbeitet, fand für das Empfinden politischer Missstände die zum Zitat passende Bezeichnung «Körperwerk der Politik»[29]. Damit drückt die Dichterin aus, dass Politik emotional wahrnehmbar sei und sich körperlich niederschlagen könne. Christian Barons Text erzählt von eben dieser Verbindung zwischen politisch-gesellschaftlicher Demütigung und den dadurch gezeichneten sozialen Körpern; seinen Bruder Benny beschreibt er dementsprechend: «die gebückte Körperhaltung offenbart die Demut des Ungelernten»[30]. Zum politisch durchdrungenen Körper zählen, so auch bei Bachmann, Krankheiten wie Alkoholismus, Spielsucht und Depressionen, an denen die Mutter des Protagonisten litt.

Auf der einen Seite ist das Körperliche dauerpräsent, und damit verknüpft sind demütigende Zustände wie Hunger, Gewalt und mangelnde Privatsphäre. Andererseits schildert der Text Prozesse des Absentierens. Das betrifft wieder und ganz früh schon den Bildungsweg: Christian und seine Geschwister besuchen keinen Kindergarten und pflegen bis zum Schuleintritt kaum Kontakt zu Gleichaltrigen, was sich auf ihr Selbstwertgefühl und Sozialverhalten negativ auswirkt. Aus Scham blieb die Mutter Elternabenden oder Schulfesten fern. Je ärmer die Familien der Schulkinder in Christians Klasse, desto weniger traten sie in Erscheinung:

Bei Murat, meinem besten Freund, war es nicht anders. Mir war klar, dass seine Mutter als Putzfrau in einer Hauptschule arbeitet und kaum Deutsch sprach. Obwohl ich viel Zeit mit Murat verbrachte, bekam ich seine Mutter selten zu Gesicht. Ich konnte ihr keine Stimme zuordnen. In meiner Anwesenheit sprach sie nie. […] Die Eltern einer Mitschülerin, die aus Afghanistan stammte und später abgeschoben werden sollte, waren faktisch nicht existent. Wie meine Mutter und mein Vater.[31]

Wie die Eltern blieben auch ihre Kinder die gesamte Schulzeit über schambehaftet, stumm und stets um Unauffälligkeit bemüht; selbst auf Fragen nach dem Vornamen oder Beruf des Vaters sah sich der Erzähler außerstande zu antworten[32]. Er wurde das Gefühl nicht los, das schulische Umfeld gehöre doch eigentlich den anderen[33]. Jedes im Schulkontext gesprochene Wort wog er sorgfältig ab aus peinlicher Angst sich öffentlich zu kompromittieren[34].

Familienarchiv als Widerstand

Diesen Phänomenen des Ausschlusses und Verdrängens wird eine Ordnung des Familienarchivs entgegengestellt. Tante Juli und der Erzähler stützen ihre Erinnerungen auf eine schwarze Mappe, die wichtige Lebensdokumente der Mutter enthält, darunter auch ihre frühen dichterischen Versuche. So dient das Archiv nicht nur als Grundlage und Gedächtnisstütze für die Autosoziobiographie, sie widersetzt sich zudem den Prozessen des Vergessens und Verdrängens, welche die Familie des Erzählers seit frühester Kindheit als Ergebnis andauernder Demütigungen begleiten.

Bis in den Tod hinein erstrecken sich diese Akte der Abwertung und Verdrängung, denn wer kein Geld hat, kann sich keine Grabstätte leisten. Der Vater des Erzählers wird auf einem Gräberfeld ohne Stein, Kreuz oder anderweitige Kennzeichnungen, die auf seine Person hinweisen, bestattet. Kaum ist Christian in der Lage, den richtigen Ort auf dem Friedhof zu finden. Als er gegenüber seinem Bruder die Frage aufwirft: «Meinst du nicht, dass es ihm jede Würde nimmt, auf einem Komposthaufen zu enden?«, antwortet dieser: «Unseren Vater gibt es nur noch in unserer Erinnerung. Dort steckt seine Würde und nirgendwo sonst»[35].

Wenn Würde, wie Avishai Margalit konstatiert, der Zustand von Nicht-Demütigung ist, dann entspringt Christian Barons Ein Mann seiner Klasse dem Versuch, der jahrzehntelangen existenziellen Demütigung ein literarisches Produkt des würdevollen Gedenkens entgegenzusetzen. Das Erinnern betrifft beide Elternteile, und ihre Würde wird insofern respektiert, als deren Namen an keiner Stelle im Buch genannt werden. So entziehen sie sich dem voyeuristischen Blick und avancieren zu Repräsentanten einer vernachlässigten Klasse sowie zu eindrücklichen Beispielen rezenter Alltagsgeschichte.

Alfons Petzold: «Das rauhe Leben»

Stilistisch seiner Zeit verpflichtet ist Alfons Petzolds Autobiographie Das rauhe Leben. Anders als Christian Barons Text wechselt der bisweilen mit viel Pathos verfasste ältere Lebensbericht nicht zwischen den Zeitebenen, sondern verfolgt ausgehend von der Herkunft der Eltern chronologisch das Heranwachsen des Autors, seinen von Armut, Krankheit und Tod begleiteten Leidensweg und die unglaublich anmutende Errettung aus dem Elend im 26. Lebensjahr. Im wortwörtlich letzten Moment ermöglichen zwei plötzlich auftretende Förderer dem tuberkulosekranken Petzold einen Aufenthalt im Sanatorium: Mit einem österreichischen Zauberberg-Szenario endet der Text. Gezeichnet von einem beschwerlichen Leben und körperlichen Gebrechen stirbt Alfons Petzold jedoch wenige Jahre nach dem Erscheinen seiner Autobiographie 1923 mit erst vierzig Jahren.

Das rauhe Leben ergänzt ein oft einseitiges, schöngefärbtes Bild der hochkulturellen, schillernden Wiener Moderne[36]. Durch die Metropole verlief jedoch ein topographischer wie sozialer Schnitt, der nicht nur die unterschiedlichen Vermögensverhältnisse kenntlich machte, sondern die Stadt auch in zwei kulturelle Sphären teilte. Die Ringstraße und der Gürtel, der kreisförmige Straßenzug um die zentralen Stadtbezirke, trennten ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die bürgerlichen Vororte Wiens bzw. die zunehmend industrialisierten und eingemeindeten Vorstädte ebenso städtebaulich vom Zentrum ab. Dass aus dieser sozialen wie räumlichen Demarkation ein kultureller Konflikt erwuchs, beschreiben Wolfgang Maderthaner und Lutz Musner in Die Anarchie der Vorstadt. Das andere Wien um 1900[37].

Dieses andere Wien in der Peripherie blieb lange Zeit ohne eigene literarische Stimme. Die außerhalb des Zentrums lebenden Menschen waren aus dem einfachen Grund nicht dazu imstande, ihre Nöte und Belange zu äußern, da es ihnen an der dafür notwendigen Zeit und Bildung fehlte. Sozialreportagen und großangelegte stadtsoziologische Forschungsprojekte entstanden zwar in Berlin wie Wien, doch stellten diese an sich wichtigen Vorhaben ein Reden über die im Elend lebenden Menschen aus der Außenperspektive dar, nicht ein selbstbestimmtes, würdevolles Sprechen mit ihnen.

Petzold zählte zu den ersten Autoren, die aufgrund glücklicher Fügungen in literarischer Form aus der Innensicht auf soziale Problemlagen in der Gesellschaft hinweisen konnten. So wie Ottilie Baader (Ein steiniger Weg. Lebenserinnerungen einer Sozialistin, 1931) oder Adelheid Popp (Die Jugendgeschichte einer Arbeiterin, von ihr selbst erzählt, 1909), wählte auch er das autobiographische Genre für eine politisch intendierte Selbstergründung und sozialkritische Anklage[38].

Zum Austausch zwischen den sozialen Sphären Wiens kam es, als Stefan Zweig, den Petzold 1911 mit der Bitte um finanzielle Unterstützung und Vermittlung in Verlagsangelegenheiten kontaktiert hatte, sich des ein Jahr jüngeren Kollegen annahm und ihm bis zu dessen Lebensende freundschaftlich verbunden blieb[39].

Zu den vielen Parallelen zwischen Das rauhe Leben und Christian Barons Autosoziobiographie zählen die Beschämungs- und Demütigungserfahrungen, die sich bei Petzold mehr noch zum existenzgefährdenden Dauerzustand auswachsen. Auch hier werden nicht nur Armut und Not der Eltern weitervererbt, sondern ebenso die damit verbundenen Erniedrigungen, die andererseits aber zur Triebfeder des Schreibens avancieren. Eingangs schildert Petzold die Produktivkraft der Emotionen, denn Auslöser seines Buches war

der Groll des Mannes in mir, der ein Leben voll Unterdrückung und körperlicher Not hinter sich hat. Und ich grabe in der Vergangenheit mit dem harten, scharfen Spaten unerbittlicher Gerechtigkeit eines Menschen, der unverschuldete Demütigungen und zwecklose Mißhandlungen nicht vergessen kann.[40]

Gattungstheoretisch interessant ist Petzolds daran anschließende Versicherung, «die Wahrheit so objektiv zu schreiben, wie es mir möglich ist»[41], worauf eine Reflexion der eigenen Sonderrolle als Berichterstatter eines Massenschicksals folgt: «Scheine ich aber manchem meiner Leser dadurch hart und unduldsam, dann möge er an alles Leid denken, das ich erduldet habe, und das heute und immer Millionen von Menschen erdulden müssen»[42].

Nichts weniger, als die in weiten Teilen festgeschriebene soziale wie wirtschaftliche Ordnung infrage zu stellen, beabsichtige sein Buch:

Ich kann nicht schmutzige Knechtschaft, Armut, Verachtung, Spott und Hohn als gerechte Weltordnung ansehen und überlasse die Weltansicht jenen Philosophen, die in ihr die rechtliche Anerkennung ihrer Macht über andere Menschen sehen.[43]

Damit sind Form und Programmatik des Textes klar abgesteckt: Die Autobiographie ist möglichst authentisch, hegt eine engagierte Intention, wurde ausgelöst durch bis auf die Eltern zurückreichende Demütigungserfahrungen und erzählt ein Leben stellvertretend für das Leben vieler Menschen, denen Ähnliches widerfuhr und die – in Anlehnung an Jacques Rancière – unvernommen bleiben mussten.

Demütigungen durch die Eigengruppe

Auffällig ist, dass die Akte der Demütigung, wie sie Petzold schildet, meist innerhalb der eigenen sozialen Gruppe erfolgen. Nicht als Sanktion gegen Normverstöße treten sie in Erscheinung, sondern als Mechanismen der Ausbeutung und des Ausschlusses schwächerer Mitglieder der Eigengruppe. Es ist die kapitalistische Ordnung, die Demütigungspraktiken zeitigt, sobald es zu Formen der Auflehnung gegen die Ausbeutung kommt. Vor den Karren des ausbeuterischen Systems werden dann die ausgebeuteten Menschen gespannt. Das hängt damit zusammen, dass der ökonomische Druck im Proletariat zahlreiche billige Arbeitskräfte hervorbringt, wie Petzold auseinandersetzt, die paradoxerweise über die Einhaltung der Ordnung, in der sie gefangen sind, selbst wachen. Untereinander verhalten sie sich keineswegs solidarisch, da sie sich in existenzieller Konkurrenz zueinander befinden. Exemplarisch dafür steht der Obermagazineur einer Schokoladengroßfabrik, die Petzold als «Knochenmühle» bezeichnet. Dieser war ein «Emporkömmling»,

aber keiner, der sich durch eigene Kraft oder Intelligenz aus der erstickenden Tiefe seiner Proletenvergangenheit etwas näher zur Sonne geschwungen hatte. Er verdankte seine Stellung einer Denunziation und seiner demütigen, hündischen Kriecherei gegenüber Vorgesetzten – nicht zuletzt auch der Gabe, aus seinen Untergebenen mehr herauszupressen, als anderen möglich war.[44]

In der Fabrik hatte er ein «Autokratenregiment» eingeführt und misshandelte mit Vorliebe die physisch Schwachen[45]. Als «erniedrigendste Einrichtung» bezeichnet Petzold aber die Leibesvisite nach Arbeitsschluss, die hierarchisch von oben nach unten erfolgte. Dass sich Kolleginnen und Kollegen zu diesem «Schergendienst» hergaben, begründet er in klassenkämpferischer Diktion mit der «moralischen Zersetzungsarbeit des Kapitals»[46]. Archaische Umgangsformen und eine Reduktion des Menschen auf bloß körperliche Eigenschaften führen zu kruden Umgangsformen, mit denen die Arbeiter*innen eine Art natürlicher Auslese vollziehen:

Vor dem indifferenten Proletariat gilt der gute Wille nichts, ihm imponiert nur körperliche Kraft, Geschicklichkeit, das Können des Leibes. Bei ihm herrscht noch beinahe bewußt das Gesetz der Auslese, das dem stärkeren Tier das Recht gibt, das schwächliche bis zur Vernichtung zu bekämpfen.[47]

Nicht nur die am Rande der Stadt errichteten Fabriken, auch kleinere Lehrbetriebe profitierten von der Lage verzweifelter Menschen, die tagtäglich aufs Neue nach Verdienstmöglichkeiten zu suchen gezwungen waren. Mit 13 Jahren tritt Petzold ins Berufsleben ein, mindestens sechs Lehrbetriebe durchläuft er, ohne nur ansatzweise ein Handwerk zu erlernen: «Die Mehrzahl der Meister aber betrachtete ihre Lehrlinge als Mittel, Dienstbooten oder Hilfsarbeiter zu ersparen», fasst er seine Lehrlingsodyssee zusammen, bei der ihm das Gefühl abhandengekommen war, ein Mensch zu sein[48].

Die erwähnte selbstregulierende Funktion in Arbeitsbetrieben und die damit einhergehenden Selbsterniedrigungen schildert Petzold zudem mit Blick auf das kulturelle Feld. Eines Tages erhält er das Angebot, für die Wiener Volkssänger Couplets und Possen zu verfassen. Entgegen seines sich bereits regenden Dichterstolzes nimmt Petzold diese «Selbsterniedrigung» in Kauf und wird gleich für sein erstes Sprechcouplet reich entlohnt. Er frequentiert darauf die sogenannte Volkssängerbörse in einem Wiener Café, wo Texte für die Bühne geschrieben, gelesen und vermittelt werden und wo eine Art Fachverband tagt. Schon wähnt sich Petzold als kommender, gut bezahlter Volkslieddichter und Possenschreiber, bis ihn der Leiter eines kleinen Theaters aufklärt: «alles schreibe jetzt für die Volkssänger, vom Schusterbuben bis zum Magistratsbeamten»[49].

Im Kern mag diese Einschätzung richtig gewesen sein. Doch verweist der Ratschlag, nicht für den Unterhaltungsbereich zu schreiben, auf die spezifische Konkurrenzsituation im Umfeld der durchaus noch florierenden musikalisch-theatralischen Populärkultur. Ausdruck dieses bis weit ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts hineinreichenden Trends ist nicht zuletzt die Zusammenarbeit zwischen Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal, die mit der Operette neue ästhetische wie ökonomische Möglichkeiten ausloteten und dabei Anteile aus dem seit Jahrhunderten populären Vorstadttheater übernahmen. Zu der sich nach 1900 verschärfenden Konkurrenzsituation im Unterhaltungstheater passt die Reaktion eines etablierten Volkssängers, der Petzold im selben Café ironisch als «Grillparzer Nummer zwei» begrüßt. Begleitet von abfälligen Kommentaren liest er dessen Texte laut vor und macht dabei «alle Gäste zu Zeugen meiner Demütigung»[50].

Anders verhält es sich im Umfeld der Arbeiterbewegung, wo Petzold Gedichte liest, was ihm Selbstachtung verleiht und nicht zuletzt seine Rettung vor dem Tod bedeutet, denn während einer dieser Lesungen wird seine spätere Gönnerin auf ihn aufmerksam.

Kanalisation versus Natur

Zunächst ist Petzold jedoch mit 20 Jahren am Tiefpunkt seines Lebens angelangt; im Kapitel «Der Abgrund» schildert der Erzähler, wie er krank, abgemagert bis auf die Knochen und ohne Anstellung schließlich obdachlos wird und in einem als «Armenhotel» bezeichneten Massenquartier Unterschlupf findet. Der Text erzählt von einer entwürdigenden Wohnsituation, die hier ihre schlimmste Ausprägung erfährt: Licht, Luft und Privatsphäre fehlen vollständig, und als Petzold sein Bett neben den anderen bezieht, erblickt er eine «furchtbare Orgie der sozialen Not»[51]. Am darauffolgenden Tag ist die «Wärmestube», eine soziale Einrichtung der Stadt, überfüllt, so dass er in die Kanalisation ausweichen muss, wo nicht nur symbolisch gesehen Angehörige der niedrigsten Schichten eine Existenz fernab von der Gesellschaft fristen. Hier erfolgt die vielleicht krasseste Darstellung von Demütigung, betrachtet man den eigentlichen Zweck des Abwassersystems. Mehr noch als Verbrecher wurden die im Untergrund lebenden Menschen von der Gesellschaft ausgestoßen[52], so Petzold, der beim Anblick zweier Kanalbewohner resümiert:

sie lebten beide mitten in der Großstadt wie die Wilden, jeder Tätigkeit feind, nährten sich von üblen Abfällen, hantierten in schmutzigen Höhlen und wußten nichts mehr davon, daß sie das Ebenbild Gottes sein sollten; unterschieden sich durch nichts mehr von schmutzigen Tieren als durch den aufrechten Gang und die Bekleidung, die ihnen in Fetzen am Leib herabhing.[53]

Um die Art und Weise der Demütigung und die damit einhergehende Entmenschlichung zu veranschaulichen, vergleicht Petzold seine Existenz mit der eines «getretenen»[54] Tieres und mit der Tätigkeit von Maschinen. Groteske Züge nimmt die Episode an, in der er gemeinsam mit einem Hund im Gespann den Fuhrwagen einer Kartonagenfabrik durch Wien ziehen soll und dabei von einer Straßenbahn erfasst wird[55]. Das «Aufgehen des Körpers in einer Maschine» und die zur «Maschine herabwürdigende Beschäftigung»[56] schildert der Text an vielen Stellen. Es ist ein literarischer Topos, Maschinen, die sich der Kontrolle der sie Bedienenden entziehen, als unheimliche Wesen zu anthropomorphisieren. Sie ersetzen den Menschen oder verleiben sich diesen sogar ein. Auch Petzold glaubt sich im «Bannkreis» der Arbeitsgerätschaften verloren, seine Muskeln und Nerven sieht er in ihren Dienst gestellt[57].

Industrialisierung, Wohnungsnot, Armut, die Entfremdung der Arbeitenden vom hergestellten Produkt und die zermürbende, monotone Fließbandtätigkeit führt Petzold im letzten Kapitel mit dem bezeichnenden Titel «Eine Wiese, ein Wald!» auf ein Grundproblem zurück, das längst zum Allgemeinplatz der literarischen Moderne geworden war: die Schädlichkeit der Großstadt. Schwerkrank, arbeitslos und das Elend ringsum desto deutlicher wahrnehmend, legt Petzold ein «Archiv proletarischer Armut» an[58], den Grundstein seiner Autobiographie. Denn nicht alleine sich selbst oder seinen Eltern fühlt sich der Erzähler verpflichtet, sondern allen durch Armut entstellten Kindern in den Vororten und Vorstädten Wiens[59].

Am Kulminationspunkt seines Reichenhasses vollzieht Petzold dann eine seltsame Wendung. Ein Ausflug ins Grüne bringt ihn zu der Erkenntnis, dass in der Natur soziale wie körperliche Genesung möglich sei: «Alle Erniedrigungen meines Lebens, dessen jahrelanges Darben schwand langsam wie Nebel aus meiner Erinnerung, der Wald, die Wiesen, der nahe blaue Himmel sogen alles spurlos auf»[60]. Für einen kurzen Moment besänftigt der Locus amoenus den Zorn des Protagonisten, der einen Rousseauʼschen Naturzustand imaginiert, in dem es kein Eigentum gibt und damit auch keine Ungleichheit. Nur von kurzer Dauer ist jedoch diese geträumte Sozialutopie, denn kurz darauf brechen wohlhabende Ausflügler in das Idyll ein und vertreiben den Erholungssuchenden:

Da wurde auf einmal geschrien und gelacht, und zwischen den edlen Ziersträuchern tauchte Fett, Schminke und Putz auf. Rauh wurde ich in die Wirklichkeit zurückversetzt. Tor, der ich war, zu glauben, daß man mir erlauben würde, hier gesund zu werden. Auch diese Landschaft gehörte dem Reichtum.[61]

Die besitzende Klasse beansprucht den ihr vermeintlich zustehenden Raum und «duldete nicht mein aufreizendes Hiersein». Allein durch die Macht ihrer demütigenden Blicke fühlt sich der Erzähler aus dem Gartenlokal, in dem er sich niedergelassen hatte, «hinausgewiesen»[62].

Fazit: Ähnlichkeiten und Unterschiede zweier Autobiographien

Bei den hier untersuchten Texten handelt es sich um überwiegend linear erzählte Autobiographien, die den sozialen Aufstieg der Verfasser und die dabei erlittenen Demütigungen in all ihren gesellschaftlichen wie privaten Facetten schildern. Geschick, Glück und vor allem die Hilfe anderer Personen werden als unabdingbare Faktoren für die Befreiung aus den prekären Verhältnissen ins Feld geführt. Mehr noch als bei Christian Baron kommt in der Autobiographie Alfons Petzolds die Rettung aus der Klassenlage von einem Deus ex machina, hier von der Tante, dort von einem Schauspieler und dessen adeliger Freundin. Lesen und Schreiben ist für beide Protagonisten ein Schlüssel zur Abgrenzung vom Herkunftsmilieu. Dennoch bleibt bis zuletzt das durch zahlreiche Demütigungen tief verankerte Empfinden bestehen, ein Hochstapler zu sein, der sich in die falsche Klasse emporgemogelt hat. Hier spielt vor allem bei Baron das Verräter-Motiv eine wichtige Rolle: Der Bruder wirft ihm vor, mit dem akademischen Weg seine Herkunft verraten zu haben. Ebenfalls aus den eigenen sozialen Reihen erfährt Petzold seine Demütigungen. Bei ihm geht diese nicht von der Familie aus, sondern von der ihm eigentlich gleichgestellten Kollegenschaft an den häufig wechselnden Arbeitsorten.

Auffällig ist, dass Petzold und Baron politische bzw. soziologische Terminologie verwenden, um auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen; dennoch sind beide Texte leicht verständlich, zutiefst subjektiv und emotional grundiert, wodurch das Erzählte authentisch wirkt und eine gewisse Nähe zu den Lesenden entsteht. In der Figurenzeichnung verfahren beide mit ganz ähnlichen literarischen Mitteln der Ausschmückung oder fiktionalen Ausformung, wie sie üblich sind für Autobiographien, in denen es – im Gegensatz zu den Memoiren oder zur Chronik – weniger um Faktentreue als um subjektive Selbstergründung geht. Daher ergeben sich auch formale wie inhaltliche Überschneidungen zum klassischen Bildungsroman. Deutlich autofiktionaler verfährt jedenfalls Christian Baron, der die selbst erlebten Herabwürdigungen durch demütigende Erlebnisse seiner Mutter noch vor dessen Geburt erweitert und somit eine Genealogie darlegt, die die Vererbbarkeit von Demütigungen zeigt. Anders als Petzold durchbricht er bisweilen den zeitlich linearen Erzählverlauf, fiktionale Analepsen stehen neben authentisch anmutenden Erinnerungen.

Zu den Orten und Räumen der Demütigung zählen jeweils die Ausbildungs- und Wohnstätten; mit der Erniedrigung verbunden sind Diskurse der Sichtbarkeit bzw. Unsichtbarkeit sowie nicht zuletzt die Reduktion gedemütigter Menschen auf rein körperliche Aspekte. Damit hängen die immer wieder auftretenden medizinischen Diskurse zusammen, die den (verarmten) Körper in besonderer Weise ausstellen.

Eine weitere Gemeinsamkeit besteht darin, dass Demütigungen – vielleicht mehr noch als andere Emotionen – die jeweiligen Handlungsabläufe prägen; für beide Autoren gilt vor allem aber, dass jahrzehntelang erfahrene Erniedrigungen den entscheidenden Impuls für die schriftlich festgehaltenen Erinnerungen an ein beschwerliches Leben geliefert haben. So führten die andauernden Abwertungen letztlich zur Motivation, gegen ein Ordnungsregime und seine demütigende Unterteilung in privilegierte und nicht privilegierte Schichten anzuschreiben. Eine wichtige Voraussetzung, um sich dem Vergessen zu entreißen, war für beide Autoren ein persönliches bzw. familiäres Archiv, das zur Grundlage für die Aufarbeitung ihrer Herkunft und vielleicht der Ausweg aus ihrem sozialen Umfeld wurde.

Neben den thematisch-motivischen Parallelen unterscheiden sich die Texte allerdings im Hinblick auf die Drastik der geschilderten Erlebnisse. Stets ist Alfons Petzold mit dem Tod bedroht, sei es durch die permanente Unfallgefahr in den schlechtgesicherten Fabriken, sei es durch Kälte, unzureichende Hygiene, Mangelernährung oder durch Krankheiten, an denen er zuletzt auch stirbt. Zwar sind beide Autoren mit existenziellen Ausschlussmechanismen konfrontiert, die nicht als bloß temporäre Beschämungssanktionen zu werten sind, sondern als veritable Demütigungspraktiken, die, wo nicht politisch forciert, so doch gesellschaftlich weitestgehend akzeptiert sind. Allerdings greifen bei Christian Baron immerhin die modernen Sozialhilfenetze, auch wenn die Amtsbesuche nicht sehr angenehm verlaufen. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass Petzold seine Lebensbeschreibung mit klassischen Themen und Motiven aus der Literatur anreichert, dazu zählen etwa der Locus amoenus, der mit einer anthropomorphen, bedrohlichen Beschreibung der Maschinen in den Fabriken kontrastiert, was wiederum mit zeittypischen Antigroßstadtdiskursen korrespondiert.

Trotz dieser Unterschiede und ungeachtet des zeitlichen Abstands ist es bemerkenswert, dass hier im Hinblick auf autobiographische Elendsschilderungen zahlreiche motivische wie erzählerische Parallelen vorliegen, die mit Aspekten und Darstellungsweisen der Demütigung einhergehen. Ansatzweise lassen sich diese Darstellungen der «Demütigung als Politik» (Ute Frevert) zurechnen: Zwar sind die Erniedrigungen nicht (so wie im Nationalsozialismus) nach Skript rituell organisiert, doch wiederholen sie sich in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens und entfalten ihre Wirkmacht durch den öffentlichen Blick eines dem Akt der Demütigung beiwohnenden Publikums. Es wäre lohnenswert, die hier präsentierten Demütigungspraktiken anhand von weiteren Autobiographien zu analysieren und dabei in einer diachronen Untersuchung der Frage nachzugehen, ob und weshalb sich gerade dieses Genre für die Darstellung von Demütigungen besonders eignet.

 

Literaturverzeichnis

Primärliteratur

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Sekundärliteratur

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[1] Vgl. Wilhelm Petrasch: Alfons Petzold (1882-1923). Dichter der Armut. Mit Textbeispielen. Wien, Köln, Weimar, 2013, S. 11-101.

[2] Vgl. Eva Blome, Philipp Lammers und Sarah Seidel: Zur Poetik und Politik der Autosoziobiographie. Eine Einführung. In: dies. (Hg.): Autosoziobiographie. Poetik und Politik. Berlin, 2022 (Abhandlungen zur Literaturwissenschaft), S. 1-14.

[3] Vgl. DWDS online: LINK (Stand: 22.3. 2024).

[4] Avishai Margalit: Politik der Würde. Über Achtung und Verachtung. Berlin 2012, S. 21.

[5] Ebd., S. 10.

[6] Vgl. Eric Hilgendorf: Menschenwürdeschutz als Schutz vor Demütigung? Eine Kritik. In: ders. (Hg.): Menschenwürde und Demütigung. Die Menschenwürdekonzeption Avishai Margalits. Baden-Baden, 2013 (Schriftenreihe des Zentrums für rechtswissenschaftliche Grundlagenforschung Würzburg), S. 127-138.

[7] Vgl. ebd., S. 128.

[8] Vgl. ebd., S. 129-130.

[9] Vgl. Rüdiger Campe und Julia Weber: Rethinking Emotion: Moving beyond Interiority. An Introduction. In: dies. (Hg.): Rethinking Emotion. Interiority and Exteriority in Premodern, Modern, and Contemporary Thought. Berlin, Boston, 2014 (Interdisciplinary German Cultural Studies, 15), S. 1-18.

[10] Ute Frevert: Die Politik der Demütigung. Schauplätze von Macht und Ohnmacht. Frankfurt/M. 2017, S. 23-24.

[11] Ebd., S. 21.

[12] Ebd., S. 22.

[13] Ebd., S. 11 und 14.

[14] Ebd.

[15] Ebd., S. 19.

[16] Ebd., S. 20.

[17] Ebd., S. 15.

[18] Vgl. ebd., S. 17.

[19] Raoul Auernheimer: Aus unserer verlorenen Zeit. Autobiographische Notizen 1890-1938. Wien 2004, S. 36.

[20] Resolution 217 A (III) der Generalversammlung vom 10. Dezember 1948. Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 1. Online: LINK (Stand: 22.3.2024).

[21] Jaques Rancière: Das Unvernehmen. Politik und Philosophie. Frankfurt/M., 2002.

[22] Christian Baron: Ein Mann seiner Klasse. Berlin 2020, S. 19-20.

[23] Ebd., S. 23.

[24] Ebd., S. 219.

[25] Ebd., S. 214-215.

[26] Ebd., S. 91.

[27] Ebd., S. 137.

[28] Ebd., S. 26.

[29] Vgl. dazu Michael Hansel im Gespräch mit Ina Hartwig über «Körperwerk» der Politik. In: Hansel, Michael und Kerstin Putz (Hg.): Ingeborg Bachmann. Eine Hommage. Wien 2022 (Profile, 29), S. 71-74.

[30] Baron 2020, S. 56.

[31] Ebd., S. 203.

[32] Vgl. ebd., S. 241.

[33] Vgl. ebd., 259.

[34] Vgl. ebd., S. 261.

[35] Ebd., S. 275.

[36] Vgl. Barbara Zeisl-Schönberg: How ‘belle’ was the ‘Belle Époche’ really? Some not so ‘belle’ reflections of Vienna in the ‘Belle Époche’ mirrors of Kraus, Altenberg and Petzold. In: Daviau, Donald G. (Hg.): Austria in literature. Riverside, Calif. 2000, S. 60-74.

[37] Vgl. Wolfgang Maderthaner und Lutz Musner: Die Anarchie der Vorstadt. Das andere Wien um 1900. Frankfurt/M. 2000.

[38] Vgl. Norbert Leser: Literatur und das soziale Problem in Wien. In: Literatur und Kritik. Salzburg H. 193/94 (1985), S. 131-140.

[39] Vgl. Alfons Petzold - Stefan Zweig. Briefwechsel. Eingeleitet und kommentiert von David Turner. New York 1998 (Austrian Culture, 27).

[40] Alfons Petzold: Das rauhe Leben. Graz, Wien 1979, S. 8.

[41] Ebd.

[42] Ebd., S. 9.

[43] Ebd.

[44] Ebd., S. 356.

[45] Ebd.

[46] Ebd., S. 359.

[47] Ebd., S. 115.

[48] Ebd., S. 148-149.

[49] Ebd., S. 267.

[50] Ebd., S. 262.

[51] Ebd., S. 331.

[52] Vgl. ebd., S. 337-339.

[53] Ebd., S. 343.

[54] Ebd., S. 114.

[55] Vgl. ebd., S. 376-377.

[56] Ebd., S. 204.

[57] Ebd., S. 354.

[58] Ebd., S. 470.

[59] Vgl. ebd., S. 470-471.

[60] Ebd., S. 473.

[61] Ebd.

[62] Ebd., S. 475.